Nach dem Abriss der ehemaligen Wachskerzenfabrik in der Speicherstraße herrscht Katerstimmung, Verärgerung und Unverständnis bei vielen Celler Bürgerinnen und Bürgern, so auch bei der Celler SPD Fraktion.

SPD Kulturexperte Joachim Schulze, immer noch geschockt von dieser Maßnahme: „Das architektonische Schlüsselwerk Otto Haeslers aus dem Jahre 1924 stand unter Denkmalschutz und wurde mit Billigung der Stadt und mit Rückendeckung der Denkmalschutzbehörde in Hannover abgerissen und für immer zerstört.“

Die Stadt wirbt auf ihrer Internetseite mit starken Worten: „In dem reichen Schatz von historischen Gebäuden ist viel über unsere Kultur abzulesen. Gebäude, die in besonderer Weise etwas über unsere Kultur aussagen, sollen im Interesse der Öffentlichkeit auf Dauer erhalten werden“.

Fraktionschef Brammer ergänzt: „Im Bauhaus-Festakt 2019 attestiert der OB, dass das Haesler-Erbe ein Teil der DNA unserer Stadt sei. Es passt einfach nicht ins Bild, wenn man dann auf der anderen Seite zulässt, dass Teile dieses Erbgutes entfern werden. Das ist moralisch höchst verwerflich und tut unserer Stadt einfach nicht gut!“

Um den offensichtlichen Widerspruch verstehen zu können, beantragte die SPD Fraktion Akteneinsicht, um zu verstehen, warum die Stadt Celle ein denkmalgeschütztes Objekt dieser Bedeutung, ohne Not zum Abriss freigab und den Vorgang genehmigte.

„Die Akteneinsicht war mehr als ernüchternd“, so Schulze, „wir erwarteten diverse Aktenordner zur Durchsicht und bekam lediglich eine kleine übersichtliche Handakte zur Verfügung gestellt, die nicht die Fragen beantworten konnte, die sich uns stellten. Vielmehr ergeben sich aufgrund der dünnen und übersichtlichen Aktenlage jetzt neue Fragen.“

Da dieses ein vertraulicher Vorgang ist, wird dieses auch erst in vertraulicher Sitzung mit der Verwaltung abzuklären sein. Festgestellt werden kann aber auf der Basis der aktuellen Diskussion und öffentlichen Erkenntnisse vor Ort Folgendes: „Das Gebäude, liebevoll als Bohnerwachshaus bezeichnet, diente unter anderem auch als Möbellager. Also offensichtlich keine schimmlige Tropfsteinhöhle, sondern eine renovierungsfähige, denkmalgeschützte und architekturhistorisch alte Fabrikanlage, die mehr als schützenswert war.“, fasst Schulze die Situation zusammen.

Was fehlt ist das nötige Fingerspitzengefühl, diesen Sachverhalt in aller Offenheit zu managen. Brammer hierzu: „Das Grundstück ist bzw. das Gebäude war im Privatbesitz. Aufgrund des Denkmalschutzes bestand aber auch ein begründetes öffentliches Interesse an dem Objekt. Insofern kann der Grundsatz „Eigentum verpflichtet“ nicht einfach außer Acht gelassen werden. Eine Abwägung dieses Grundsatzes mit den privaten Interessen des Eigentümers fand jedenfalls zu keiner Zeit statt. Hier wurden leider Fakten zuungunsten des öffentlichen Interesses geschaffen.“

Eine von Schulze beantragte Sondersitzung des Vorstandes der Haeslerstiftung zu diesem Themenbereich, ist bereits geplant und terminiert.

Die SPD Ratsherren weisen darauf hin, dass intern jetzt aber nach vorne geschaut werden muss. Hierzu Brammer: „Zukünftige Maßnahmen müssen im Vorfeld mit dem Rat abgestimmt werden, vertraulich aber transparent. Hierzu liegt ein Antrag der SPD-Fraktion vor, eine Denkmalschutzsatzung zu gestalten, um eben solche Vorfälle, wie den überraschenden Abriss des Objektes in der Speicherstraße auszuschließen. Diese Satzung soll nicht nur das Erbe Otto Haeslers schützen, sondern Kulturdenkmäler in der gesamten Stadt abbilden und dokumentieren.“