Statement nach den Präsentationen in Bostel und Wietzenbruch: Für Freiflächen-Photovoltaik in Celle
Um ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen, muss die Stadt Celle mindestens 80 ha Freiflächen-PV auf dem Stadtgebiet errichten lassen. Erfreulicherweise werden nun nach der ersten Vorstellung für Scheuen im vergangenen Jahr weitere Planungen auf den Weg gebracht. Zu den 20 ha in Scheuen, sollen nun 25 ha in Bostel und als kleinste Fläche 14 ha in Wietzenbruch zur Stromerzeugung genutzt werden. Nachdem bekannt geworden ist, dass es auf den Dächern der städtischen Gebäude nur in seltenen Fällen möglich sein wird, diese mit Solarpaneelen zu belegen, ist die Flächen-PV umso wichtiger. Bevor diese Themen im Fachausschuss behandelt werden, wurden die Projekte in den Ortsräten vorgestellt. Ich habe an den Projektvorstellungen in Bostel und in Wietzenbruch teilgenommen, und konnte feststellen, dass in beiden Ortsräten das Bürgerinteresse hoch war. Während in Bostel ca. 25 Bürger anwesend waren, waren es in Wietzenbruch mehr als doppelt so viele. Tatsächlich war auch die Bürgermeinung sehr unterschiedlich. Während in Bostel einhellig Begeisterung vorlag, klang es in Wietzenbruch mehrheitlich nach Ablehnung des Solarprojektes.
Die Präsentation des Projektes in Bostel zeugte von klarer Professionalität, und konnte die Bürger überzeugen. Die Akteure ließen keine Frage offen. Das z. B. mögliche Problem der Anwohnerblendung in der nahen Wohnbebauung wurde geklärt, und sogar eine Bürgerbeteiligung in Genossenschaftsform angekündigt. Die Bürger in Bostel brachten zusätzlich eigene Ideen ein, was im Bereich des Solarparks zusätzlich gemacht werden könnte. Dazu gehörte der Vorschlag zur Errichtung von Ladestationen.
In Wietzenbruch stellten die Bürger viele Fragen, die nur zum Teil beantwortet werden konnten. Es breitete sich eine gewisse Unzufriedenheit über die Antworten der Projektierer aus. Eine Bürgerbeteiligung an dem Projekt ist nicht vorgesehen, und zu Details aus Sicht des Umweltschutzes konnte nicht viel vorgetragen werden. Die Wietzenbrucher fürchten um den Verlust eines ihrer Naherholungsgebiete. Wir wollen einen vom Ortsrat angekündigten Antrag abwarten, in dem die Verwaltung wohl beauftragt werden soll, nach einer Alternativfläche Ausschau zu halten.
Nach meiner Meinung kann man hier nicht nach dem St. Florian-Prinzip handeln, sondern muss dazu stehen, dass die Energiewende auch vor Ort im eigenen Stadtteil stattfindet. Zudem sind noch nicht einmal die Aufstellungsbeschlüsse für die Bebauungspläne gefasst worden. Erst im Rahmen dieser Verfahren wird man feststellen, ob die Projekte in Bostel und Wietzenbruch wirklich realisiert werden können und welche fachlichen Einwände es von der Öffentlichkeit gibt. Das ungeschickte Handeln der Projektierer in Wietzenbruch war wenig hilfreich, ganz anders die Vortragenden in Bostel, die zeigten, wie man Bürger einbindet. Beide kündigten aber auch die städtische Beteiligung im Rahmen des EEG an. Sprich 0,2Ct/kwh gehen an die Stadt. Ich würde noch weiter gehen, und fordern, dass 10% davon von der Stadt an den jeweiligen betroffenen Ortsrat gehen. Es könnte sich dabei um Beträge zwischen 4000 und 6000 Euro handeln, die dann nur im Ortsteil verwendet werden dürfen. Wietzenbruch sollte daher auch von diesem Projekt direkt profitieren.
Eines ist aber sicher: wir wollen den Energiewandel und das auch bei uns in Celle. Dafür müssen Flächen vorgehalten werden. Idealerweise solche, die allgemein von der Bevölkerung akzeptiert werden. Hier ist Überzeugungsarbeit angesagt aber auch die Einsicht, dass Veränderung auch vor der eigenen Haustür, in jedem unserer Ortsteile, mehr als notwendig sind.
Jürgen Rentsch