Die Tatsache, dass sowohl CDU als auch FDP und Grüne unserem Antrag nach Stärkung zur Inneren Sicherheit und Prävention in der Stadtpolitik nicht folgen möchten, ist deren gutes Recht. Gerade aber die Argumentation des MdL Herrn Adasch ist sehr verwunderlich, gilt er doch als „Fachmann“ für Polizeiarbeit und Innenpolitik. Seine These: die Kriminalität ist rückläufig.

In der Kriminalitätsstatistik 2019 für den PI-Bereich Celle heißt es aber: „Die Anzahl der registrierten Straftaten im Bereich der Polizeiinspektion Celle ist im Jahr 2019 auf 11.806 Fälle angestiegen (2018: 10.714).“ Erfreulicherweise weist die Statistik eine erhöhte Aufklärungsquote auf und untermauert die gute Arbeit der Polizei hier vor Ort. Doch leider haben die Polizistinnen und Polizisten immer mehr zu tun und werden leider auch häufiger selbst zu Opfern von Gewalttaten. Der Vollständigkeit halber möchten wir hier alle Zahlen aufführen:

Gewaltkriminalität (inkl. Raubdelikte): Anstieg von 458 (2018) auf 494 (2019).
Straftaten gegen das Leben: Rückgang von 12 (2018) auf 8 (2019).
Rohheitsdelikte: Anstieg von 2.079 (2018) auf 2.590 (2019).
Häusliche Gewalt (Rohheitsdelikte): Anstieg von 488 (2018) auf 491 (2019).
Häusliche Gewalt: Anstieg von 2.507 (2018) auf 3.183 (2019).
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: Anstieg von 142 (2018) auf 218 (2019).
Kinderpornographie: Anstieg von 13 (2018) auf 34 (2019).
Straßenkriminalität: Anstieg von 1.886 (2018) auf 1.905 (2019).
Straftaten unter Verwendung eines Messers: Rückgang von 114 (2018) auf 106 (2019).
Fahrraddiebstahl: Anstieg von 600 (2018) auf 631 (2019).
Diebstahl von KFZ: Anstieg von 52 (2018) auf 58 (2019).
Sachbeschädigung: mit 1.087 konstant geblieben.
Sachbeschädigung durch Graffiti: Anstieg von 107 (2018) auf 144 (2019).
Diebstahldelikte: Anstieg von 3.444 (2018) auf 3.575 (2019).
Wohnungseinbruchdiebstahl: Rückgang auf 240 (2019).
Rauschgiftdelikte: Anstieg von 510 (2018) auf 650 (2019).
Betrugs- und Fälschungsdelikte: Rückgang von 1.709 (2018) auf 1.647 (2019).
Cybercrime: Anstieg von 536 (2018) auf 607 (2019).
Gewalt gegen Polizeibeamte: Anstieg von 46 (2018) auf 76 (2019).
Jugenddelinquenz: Anstieg von 1.001 (2018) auf 1.101 (2019).
Kriminalität im Kontext von Zuwanderung: Rückgang von 554 (2018) auf 400 (2019).

Auch der SPD-Fraktion ist klar, dass die Auswertung von Statistiken häufig mit sehr unwissenschaftlichen Interpretationen einhergehen kann. Ein Anstieg von absoluten Werten liegt z.T. auch daran, dass mehr Taten zur Anzeige gebracht wurden und somit ins sog. „Hellfeld“ gelangen, was die Dunkelziffer auch sinken lassen kann. Sichere Aussagen, die den momentanen tatsächlichen Ist-Zustand beschreiben, sind aber immer schwierig.

Das gefühlte Sicherheitsbedürfnis der Celler Bevölkerung ist zweifelsohne gestiegen. Die Zahlen der Kriminalitätsstatistik lassen sich je nach Interesse und Absicht interpretieren. Nur eines lässt sich sicher und eindeutig erkennen: einen Rückgang an Kriminalität hat es in Celle nicht gegeben, insofern irrt Herr Adasch. Leider geht die Tendenz eindeutig in die andere Richtung und das bei fast allen Teilbereichen der Kriminalität. Insbesondere die Bereiche Raub, Diebstahl, Straßenkriminalität, häusliche Gewalt, Drogendelikte und Gewalt gegen Polizeibeamte machen uns Sorge.

Mit unserem Antrag nach Stärkung der Bereiche „Innere Sicherheit“ und „Prävention“ äußern wir unsere Sorge und bieten einen Lösungsansatz an, der seinen Anteil an zukünftig niedrigere Fallzahlen leisten kann. Gerade auch vor dem Hintergrund der allein an diesem Wochenende gemeldete Straftaten wie der schweren Köperverletzung im Ortsteil Garßen (23.10.20) als auch dem vermutlich bewaffneten Überfall am Großen Plan (24.10.20) sehen wir weiter einen akuten Handlungsbedarf an städtischer Prävention und enger Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe des Landkreises, deren Expertise auch in den von uns geforderten Ausschuss gehört. Gerade diese unserer Forderung äußert die größte fachliche Wertschätzung der Kolleginnen und Kollegen vom Jugendamt, auf deren Fachkenntnis ja das neue Rathaus leider verzichtet hat.

Unseren Antrag schließlich mit „Fake News“ und „Verschwörungstheorien“ in Verbindung zu bringen ist daher sehr befremdlich. Der SPD-Fraktion liegt sehr viel an einer sachlichen Beratung unseres Antrages in den städtischen Ratsgremien. Dann aber zum Glück ohne Herrn Adasch, der ja bekanntlich kein Mandat im Rat der Stadt Celle hat.

Wenn die anderen Ratsfraktionen weiterhin der Meinung sind, dass Celle sicher genug ist, dann würden wir uns sehr gerne dazu anbieten, unsere Heimatstadt noch sicherer zu machen. Das hätten unsere Bürgerinnen und Bürger verdient.

Celle, 25.10.20

Für die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Celle: Patrick Brammer