CZ-Artikel vom 16.08.2025: KITA-Offensive verfrüht für beendet erklärt

Anmerkungen zur Kita- und GS-Bildungsoffensive in Celle
Herr Nigge rühmt sich damit, dass Celle in einigen Jahren die modernste Grundschullandschaft Deutschlands haben wird, und nennt das Schulbauprogramm „epochal“. Tatsächlich ist das Schaffen der Infrastruktur u. a. auch für den Erwerb von Medienbildung in der Grundschule eine Voraussetzung dafür, die Strategie der KMK „Bildung in der digitalen Welt“ umzusetzen. Der Masterplan Digitalisierung des Landes sowie der Digitalpakt Schule des Bundes und der Länder unterstützen die schulische Digitalisierung auch finanziell. Unsere Landesregierung hat bereits 2019 das bisher größte Investitionsprogramm für die Verbesserung der digitalen Infrastruktur an Schulen gestartet. Inklusives Lernen mit den pädagogischen Konzepten des Lernens im 21. Jahrhundert kommt nicht ohne die Voraussetzung einer digitalen Lernumgebung aus. Aus diesem Grunde sollte sich keine Stadt damit rühmen, eine moderne Infrastruktur an Schulen geschaffen zu haben. Das ist die Nulllinie wollen wir im internationalen Vergleich nicht noch weiter abfallen. Im Übrigen wurde von der niedersächsischen Landesregierung 2016 das Konzept „Medienkompetenz in Niedersachsen – Ziellinie 2020“ veröffentlicht und inzwischen fortgeschrieben (Ziellinie 2025)
Viele Investitionen, die für die Grundschulen vorgesehen sind, werden in den Bereichen Sicherheit (Brandschutzmaßnahmen, Fluchttreppen, Fenster- und Dachsanierung) getätigt. Das ist ohnehin eine unerlässliche Notwendigkeit, die darüber hinaus durch gesetzliche Vorgaben geregelt ist.
In der Ratssitzung vom 08.12.2022 stellt die Verwaltung fest: „Die Schulen sind in einem so maroden Zustand, dass die Kinder dort nicht mehr auf die Toilette gehen möchten.“ Im Februar 2023 mahnt Jürgen Rentsch von der SPD-Fraktion an, dass das 2019 beschlossene Konzept zur Sanierung der Sanitäranlagen an den Celler Grundschulen „prioritär und mit deutlicher Erhöhung des Mitteleinsatzes“ fortzuführen sei. Die Verwaltung wiegelt ab und behauptet bereits zwei Monate später, dass sich die Situation der Sanitäranlagen bereits deutlich verbessert habe. Die Verwaltung nennt die GS Neustadt als „Extrembeispiel“, dass noch keine Sanierung erfahren habe. Wenn es sich bei der GS Neustadt also laut Aussage der Verwaltung um ein Extrembeispiel handelt, wieso wurde diese Schule dann also nicht prioritär (wie im SPD-Antrag gefordert!) behandelt und die Sanitäranlagen in den letzten sieben Jahren nicht längst saniert? Die Mittel waren bereits 2023 im Haushalt vorgesehen.
Die Stadtbaurätin spricht im Februar 2023 davon, dass alle sanitären Anlagen in den Schulen 2018 bewertet wurden und Schulnoten erhielten. Sie verspricht, „dass die Sanitäranlagen der GS konsequent in dauerhaft gutem Zustand gehalten werden“. Auch laut dieser Aussage dürfte es dann jedoch kein Extrembeispiel mehr geben! Als Grundvoraussetzung jeglichen Lernens gilt, dass die Schule ein Wohlfühlort ist! Haben die Kinder, die die GS Neustadt besuchen weniger Anrecht darauf? Liegt das vielleicht am Einzugsgebiet? Im Herbst soll nun endlich mit den Sanierungsmaßnahmen der GS Neustadt begonnen werden. Gerade diese Schule steht vor ganz besonderen pädagogischen Herausforderungen und es wird ihr durch diesen unglaublichen Sanierungsstau zusätzlich schwer gemacht. Dieses Verhalten ist verantwortungslos.
Im letzten Schulausschuss erkundigte sich Frau Schult nach den Deskriptoren für die Schulnoten, die die Stadt den Schulen in Bezug auf den Sanierungsbedarf gibt und die offensichtlich Voraussetzung für die Priorisierungen sein sollen. Die Verwaltung konnte diese Frage nicht beantworten und wollte sich erst dazu erkundigen. Wenn jedoch gar nicht klar ist, welche Bewertungskriterien zugrunde liegen, können diese Schulnoten nicht als valide angesehen werden.
Bei der Kita-Offensive rühmt sich die Stadt hauptsächlich mit der Anzahl der zur Verfügung gestellten Plätze. In der Kita Hollenkamp wurde eine integrative Gruppe einrichtet und wie dem Ausschuss für Schule, Kinder und Jugend am 14.11.2024 berichtet wurde, besteht ein steigender Bedarf an integrativen Kita-Plätzen. Im Sinne des Schaffens einer inklusiven Gesellschaft sollten Kinder mit Unterstützungsbedarfen doch wohl eher inkludiert und nicht exkludiert werden. Beim 3. Teil der Kita-Offensive soll es um die Schließung nicht mehr zeitgerechter Einrichtungen gehen. Welche Kriterien gibt es dafür?
Laut Ärzteblatt stieg der Anteil der Sechs- bis 18-Jährigen mit sprach- und Sprechstörungen zwischen 2008 und 2023 um 77 Prozent! Wie sieht es mit Konzepten zur Förderung der alltagsintegrierten Sprachbildung und Sprachförderung aus?