Nachhaltiges, regionales und saisonales Mittagessen an den Celler Kindertageseinrichtungen
„Die Stadt Celle als Träger von Kindertageseinrichtungen kann sich nicht länger darauf zurückziehen, lediglich ein Mittagessen anzubieten, dass die Kinder satt macht und das ansonsten möglichst wenig kostet“, fordert Christoph Engelen von der SPD Stadtratsfraktion. „Sondern die Qualität des Essens muss auf den Kriterien Bildung, Gesundheit und nachhaltige Ökologie beruhen“, so der Ratspolitiker weiter.
Deshalb hat die SPD Fraktion einen Antrag gestellt. In diesem Antrag fordert die SPD, dass die Verwaltung eine Arbeitsgruppe mit relevanter Fachexpertise einsetzt, die ein Konzept zum nachhaltigen, regionalen und saisonalen Mittagessen an den Celler Kindertageseinrichtungen vorlegt, welches nach Beratung durch die städtischen Gremien dann zeitnah umgesetzt wird.
„Die Forderungen von „Fridays for Future“ der Ortsgruppe Celle nach einer Ernährung aus nachhaltigen, regionalen und saisonalen Produkten in den Mensen der Stadt macht für meine Fraktion wiederholt deutlich, dass die Mittagsverpflegung in den städtischen Kindertageseinrichtungen zu verbessern ist“, begründet Patrick Brammer den Antrag seiner Fraktion.
„Verbesserung bedeutet einerseits die Fokussierung auf die gesunde Ernährung von Kindern und andererseits die Verantwortungsübernahme für den Klimaschutz,“ ergänzt Christoph Engelen Mitglied im Ausschuss für Schule, Kinder und Jugend.
„Die Forderung nach einem Umdenken in der Gestaltung des Mittagessen in den Celler Kindertagesstätten beruht auf drei Säulen. Der pädagogischen, sozialen und ökologischen Notwendigkeit“, erklärt Engelen.
Im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich (2005) und der ergänzenden Handlungsempfehlung »Die Arbeit mit Kindern unter drei Jahren« (2012) wird der gesetzliche Bildungsauftrag niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder konkretisiert. Alle Träger niedersächsischer Kindertageseinrichtungen verstehen ihn als Grundlage ihrer Bildungsarbeit.
Hier leitet die SPD-Fraktion unter anderem ihre Forderung ab. Christoph Engelen dazu:
„Die Träger der Einrichtungen sind in der Pflicht, strukturell die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Kindertagesstätten in messbarer Prozessqualität den Orientierungsplan im Alltagsgeschehen umsetzen können. Kleine Kinder lernen durch Beispiel und Vormachen. Das Thema ausgewogener Ernährung kann nicht einseitig vom pädagogischen Fachpersonal in Angeboten vermittelt werden, erst recht nicht, wenn das tägliche Mittagessen nicht den Qualitätsansprüchen entspricht bzw. sogar dazu im Widerspruch steht. Der Orientierungsplan hat den Zusammenhang von Gesundheit und Ernährung bereits aussagekräftig benannt: Die besorgniserregende Zunahme von Übergewicht bereits bei Schulanfängern macht deutlich, dass auch Kindertagesstätten eine hohe Verantwortung bei der Prävention kindlicher Fehlernährung zukommt. Wenn gesundes Essen ansprechend angeboten, gelegentlich auch gemeinsam zubereitet wird, werden Körper und Sinne zugleich erreicht und können Ernährungsgewohnheiten positiv beeinflussen. Kinder begreifen die Zusammenhänge zwischen Bewegung, Ernährung und Gesundheit am besten, wenn diese im Ablauf des pädagogischen Alltags der Kindertageseinrichtung verankert sind.
Analog zum Begreifen des Zusammenhangs von ausgewogener Ernährung und Gesundheit bieten Begegnungen in Natur und Lebenswelt die Chance des Begreifens des Zusammenhangs von nachhaltiger, regionaler sowie saisonaler Ernährung und Klimaschutz. Der Orientierungsplan (2005) formuliert allgemeiner („Es ist wichtig, dass Kinder Natur im Zusammenhang, als Lebensraum für Pflanzen und Tiere kennen lernen. Ein Ökosystem bietet sich zum Betrachten, Sammeln, Beobachten und Staunen an, es gibt der Phantasie zu tun und ermutigt zum Forschen und Fragen.“) und benennt das Thema Klimaschutz noch nicht explizit. Doch die Brisanz des Klimawandels erfordert 2019 die Weiterentwicklung des authentischen Vorlebens bei der Verpflegung in Kindertagesstätten , um Kindern erste Lernerfahrungen dieses zukunftsbestimmenden Lebensbereiches ganzheitlich zu ermöglichen
Die Armuts(risiko)quote von Kindern und Jugendlichen liegt im Bundesschnitt bei ca. 20%, für Celle sind aufgrund des Sozialberichts des Landkreises Celle 2013 von Schridde deutlich höhere Zahlen anzunehmen. Bei den betroffenen Kindern in den Kindertagesstätten ist davon auszugehen, dass in deren Familien aufgrund der finanziellen Einschränkungen eher weniger die Möglichkeit zu gesunder und ausgewogener Ernährung gegeben ist. Aus den verschiedensten Gründen kann diese Ernährungssituation quer durch alle Bevölkerungsgruppen zu einem Teil angenommen werden.
Durch den rasanten Klimawandel sind wir auf jeder gesellschaftlichen Ebene gefragt, klimaschutzrelevant umzudenken. Zu dieser Thematik Bildungsprozesse im Elementarbereich zu initiieren ist das Eine, sich als Stadt der Klimaverantwortung durch Handeln zustellen das Andere. Deshalb müssen die Lebensmittel für das Mittagessen nach Möglichkeit saisonal ausgewählt und regional produziert sein. Nicht nur die Massentierhaltung, sondern alle tierischen Lebensmittel erhöhen die Treibhausgase klimaschädlich. es geht also nicht nur darum, kein Fleisch aus Massentierhaltung zu konsumieren, sondern tierische Produkte begrenzt und den ernährungsphysiologischen Bedürfnissen junger Kinder angemessen einzusetzen.“